Tiere zeichnen – Anleitung um verschiedene Tiere zu malen
Tiere zu zeichnen, ist für viele erfahrene und beginnende Zeichner manchmal wie ein unüberwindbares Hindernis mit reichlich Frustpotenzial. Aber wenn man erst mal die richtige Vorgehensweise kennt, ist es gar nicht mehr so schwer. Man braucht dafür nur die geeigneten Materialien, etwas Übung und ganz viel Geduld. Unsere Gastautorin Madeleine Edsberger zeigt dir in dieser ausführlichen Anleitung, wie du Schritt für Schritt das Tiere malen lernen kannst. Dabei wirst du anhand der bebilderten Arbeitsschritte an die Herangehensweise herangeführt und erstellst damit erfolgreich deine ersten Tierzeichnungen.
Unsere Tiere zeichnen Anleitungen
Wir haben bereits einige Anleitungen für das Tiere Zeichnen für dich erstellt. Dort wird dir Schritt für Schritt der gesamte Prozess mit einer detaillierten Beschreibung und Arbeitsschritten mit Fotos gezeigt. So lernst du den gesamten Zeichenprozess intuitiv kennen.
Was du zum Zeichnen brauchst, bevor du loslegst
Du willst Zeichnen lernen, dich schnell verbessern und tolle Ergebnisse erzielen? Dann setz gleich aufs richtige Material und eine optimale Ausstattung. Viele unterschätzen, wie entscheidend das Material Zeichengefühl, Ergebnis und Fortschritt beeinflussen. Ein Motiv kann mit der falschen Ausrüstung unschön aussehen, obwohl deine Fähigkeiten ein ganz anderes Resultat erlauben würden. Um diese herauszukitzeln und Frust zu vermeiden, solltest du nicht am Material sparen.
Gutes Papier und gute Stifte nehmen dir die halbe Arbeit ab, erlauben dir viel schnellere Fortschritte und verhindern, dass du die Freude am Zeichnen gleich wieder verlierst.
Druckbleistift
Vor jeder Zeichnung kommt die Skizze. Um das Papier nicht zu beschädigen und die Linien hinterher leicht entfernen zu können, solltest du den richtigen Bleistift wählen. Ich empfehle Druckbleistifte, da die Spitzen dieser immer ein wenig abgerundet sind und sich somit nicht ins Papier graben können. Gewöhnliche Bleistiftspitzen hinterlassen oft kleine Kratzer, die sich erst später beim Ausmalen des Bildes zeigen und kaum zu kaschieren sind.
Druckbleistifte verhindern dies und sind äußerst praktisch. Weiterer Vorteil: Drückst du zu fest auf, brechen sie. Sie lehren dich, die Linien sachte und mit Gefühl zu ziehen.
Welchen du wählst, bleibt deinen Vorlieben überlassen. Wichtig ist einzig die Mine. Wähle am besten eine Strichstärke von 0,5 mm und einen Härtegrad von 2B. Für sanftere und dickere Linien empfiehlt sich eine Strichstärke von 0,7 mm, für feine und dunkle Linien 0,3 mm. Gut und günstig sind die Ersatzminen von Pentel.
Buntstifte für das Tiere malen
Buntstifte sind neben dem Papier dein wichtigstes Werkzeug beim Zeichnen und nicht bloß eine farbige Mine in einem Stück Holz. Gute Stifte haben eine hohe Pigmentkonzentration, eine feste Mine mit guten Zeicheneigenschaften und einen stabilen Schaft. Ohne gute Buntstifte kannst du keine guten Bilder zeichnen. Wer also mehr als nur gelegentlich mal etwas nebenbei zeichnen möchte, kommt um die Investition nicht herum. Es gibt auf dem Markt nur wenige Buntstifte, die den Ansprüchen ans professionelle Zeichnen genügen. Das macht dir die Entscheidung leichter.
Du kannst zwischen ölbasierten und wachsbasierten Buntstiften wählen. Die ölbasierten sind härter, lassen sich gut anspitzen und erlauben feinste Details, was besonders bei Fell und Haaren von Vorteil ist. Wachsbasierte Buntstifte sind weicher, lassen sich schön verblenden und sind perfekt für Flächen wie Augen, Blumen oder Hintergründe. Es ist ratsam, beide Buntstiftarten zu haben, aber kein Muss. Teste sie einfach, um zu sehen, mit welchen du am besten klarkommst. Wer Fell zeichnet, ist aber mit ölbasierten Buntstiften gut beraten, weil sie gerade Anfängern die Arbeit erleichtern.
Grundausstattung
Die bekanntesten Vertreter sind die Faber-Castell Polychromos. Die Palette umfasst 120 Farben und bietet eine solide Grundausstattung. Mit den Polychromos lässt sich fast alles machen und sie bieten das beste Preis-Leistungsverhältnis, gerade wenn man Tiere zeichnen und mit dem Zeichnen generell beginnen möchte. Qualitativ gleichwertig sind die Caran d’ache Pablo mit ebenfalls 120 Farben. Für jene, die Hauttöne brauchen, ist die Farbpalette bei beiden allerdings enttäuschend. Diese ist bei den wachsbasierten Prismacolor Premier mit ihren 150 Farben sehr umfangreich. Sie bieten die perfekte Ergänzung zu den Polychromos und sind ein Geheimtipp, wenn es um das Zeichnen von Augen geht. Mit Prismacolor gezeichnete Augen haben eine umwerfende Wirkung, was sich mit ölbasierten Buntstiften nicht auf diese Weise realisieren lässt. Zudem ist die große 150er-Box sehr günstig.
Die Luxusvariante unter den wachsbasierten Buntstiften sind die Caran d’ache Luminance. Sie sind hochwertiger, stabiler und pigmentreicher, aber auch extrem teuer, haben nur 76 Farben und sind eher für erfahrenere Zeichner geeignet. Manche kommen mit den Luminance besser zurecht als mit den Prismacolor. Auch hier gilt: ausprobieren. Wer Augen zeichnet, braucht hin und wieder zur besseren Wirkung ein deckendes Blau. Es empfiehlt sich, zumindest das Light Blue 161 der Luminance zu besorgen.
Zusätzlich: Derwent Lightfast
Ein netter Zusatz sind die Derwent Lightfast. Auch bei diesen handelt es sich um ölbasierte Buntstifte wie die Polychromos. Sie ähneln in ihren Zeicheneigenschaften jedoch eher den Luminance und lassen sich wie wachsbasierte Buntstifte schichten. Sie sind quasi eine perfekte Mischung beider Buntstiftarten und haben interessante Farbtöne, die nach einem Verblenden mit Weiß aufregende Nuancen zeigen. Und im Gegensatz zu wachsbasierten Buntstiften, lassen sie sich radieren. Die Polychromos ersetzen sie nicht, dafür sind sie zu weich, aber sie sind mindestens genauso gut wie die Luminance, allerdings nur wenig günstiger als diese. Eine schöne Ergänzung sind sie jedoch allemal.
Tipp: Das beste Weiß aller Buntstifte bietet Prismacolor Premier. Selbst wenn du diese Marke nicht nutzt, leg dir zumindest das Weiß zu, es lohnt sich.
Anspitzer
Ein guter Anspitzer sollte in der Lage sein, deine Buntstifte ordentlich spitz zu kriegen, ohne die Mine brüchig oder kantig zu machen. Es gibt die Auswahl zwischen Handspitzern und Kurbelanspitzern. Welche Variante du bevorzugst, ist Geschmackssache. Ich persönlich bevorzuge die klassischen Handspitzer. Sie erlauben bessere Kontrolle und das Spitzen geht sehr schnell. Solltest du aber ein Freund von Kurbelanspitzern sein, ist eine Spitzmaschine von Dahle die richtige Wahl. Diese eignet sich auch gut für Pastellstifte, bei denen Handspitzer gerne mal Probleme haben.
In Sachen Handspitzer gibt es keinen richtigen Allrounder. Jede Buntstiftmarke wird mit einem anderen Anspitzer optimal spitz. Am besten für die Prismacolor ist der Cretacolor Handspitzer, wird aber auch schnell stumpf, weshalb man ihn öfter austauschen muss. Mit diesem bekommt man auch Polychromos, Luminance und Lightfast spitz. Besser geeignet ist für diese jedoch der lose Metalldoppelspitzer von Faber-Castell, dessen große Öffnung für die dickeren Luminance und Lightfast genutzt werden kann.
Papier
Nichts wird beim Zeichnen so sehr unterschätzt wie das Papier. Die besten Stifte nützen dir nichts, wenn sie ihr Potenzial nicht entfalten können. Es gibt jedoch so viele unterschiedliche Papiere, dass die Auswahl verständlicherweise schwerfällt. Mach unbedingt einen Bogen um das von Anfängern gern verwendete Hahnemühle Nostalgie. Es handelt sich dabei um ein Skizzenpapier. Skizzenpapiere sind für Skizzen gedacht und entwickelt, nicht für richtige Zeichnungen. Sie setzen dir unweigerlich Grenzen, die du mit keinen noch so guten Fähigkeiten überwinden kannst. Eine Weiterentwicklung findet dadurch ab einem gewissen Punkt nicht mehr statt, weil minderwertige oder falsche Papiere dies nicht zulassen. Für richtige Bilder gibt es Zeichenpapier mit individuellen Eigenschaften. Es kann glatt oder rau sein, gekörnte oder geschlossene Linien erlauben, harte oder weiche Striche erzeugen. Wer Tiere zeichnet, sollte auf Papier setzen, das glatt und widerstandsfähig ist und mehrere Farbschichten zulässt. Es ist wichtig, dass ein Papier diese aufnehmen kann, denn nur so lassen sich realistische Effekte erzeugen. Spare niemals am Papier, das wird sich unweigerlich rächen. Wer einmal ein gutes Zeichenpapier getestet hat, wird wissen, was ich meine.
Die mit Abstand besten Papiere auf dem Markt sind das Hahnemühle Cézanne satiniert und das Strathmore Bristol Smooth Serie 300. Aufpassen: Es gibt von diesem Bristol noch das Plate und das Vellum. Ersteres ist ein klein wenig glatter und erzeugt härtere Linien als das Smooth, was für Fell nicht optimal ist, Letzteres ist zu rau. Das Cézanne satiniert ist in meinen Augen unerreicht, das Bristol Smooth kommt dessen Eigenschaften aber sehr nahe und kostet nur halb so viel, was ein Argument ist. Solltest du dich also scheuen, viel Geld für Zeichenpapier auszugeben, ist das Strathmore Bristol Smooth erste Wahl. Für beide Papiere gibt es keine echte Alternative, denn sie bieten dir alles, was du brauchst, um optimal zeichnen und schnell Fortschritte machen zu können. Sie setzen dir keine Grenzen.
Wer schon etwas Zeichenerfahrung hat oder es generell mal ausprobieren möchte, kann sich an das Strathmore Toned Tan/Toned Gray wagen. Dabei handelt es sich um getöntes, robustes Papier, das tolle Eigenschaften besitzt, auf dem sich wunderbar Fell zeichnen lässt und auf dem wachsbasierte Buntstifte besonders gut zur Geltung kommen. Es ist das einzige Skizzenpapier auf dem Markt, das die Qualitäten eines Zeichenpapiers besitzt. Man muss es jedoch mögen und damit umgehen können.
Ein guter Allrounder ist das Hahnemühle Britannia satiniert. Es bietet sowohl Buntstiften als auch Aquarellen und Copics eine gute Grundlage. Aber Vorsicht: Die Oberfläche ist empfindlicher als bei den teureren Papieren und kann daher leichter kaputtgehen. Es ist für Buntstiftzeichnungen aber eine kostengünstige Variante und Papieren wie dem Nostalgie oder dem Lana Bristol (ebenfalls nicht gut) allemal vorzuziehen.
Für Bilder, die keine Schichten erfordern, wie zum Beispiel comicartige Zeichnungen, ist ein sehr glattes Papier wie das Deleter BK sinnvoll. Darauf lassen sich satte, sehr geschlossene und sanfte Flächen erzeugen. Für Tierzeichnungen und Haare sind derartige Papiere allerdings völlig ungeeignet.
Tipp: Blätter aus geleimten Blöcken bekommt man mit der Rückseite eines Buttermessers problemlos gelöst.
Radiergummi
Auch bei Radiergummis gibt es große Qualitätsunterschiede. Ein Radiergummi sollte nicht zu hart sein und die Pigmente nicht verschmieren, sondern aufnehmen, ohne das Papier zu beschädigen. Die besten Radiergummis sind die Tombow Mono, der Pilot Foam Eraser und der Pilot Clean Eraser.
Das perfekte Allroundradiergummi ist der Pilot Clean Eraser. Mit diesem ist man optimal gerüstet, um Bunt- und Bleistifte zu radieren. Auch die normalen Tombow Mono sind empfehlenswert.
Als Ergänzung sollte man sich noch den Tombow Mono Präzisionsradierer in der runden Variante zulegen, um gezielt kleine Stellen radieren zu können, und das Faber-Castell Knetradiergummi, das Staub und Bleistiftlinien sanft entfernen und Farbschichten aufhellen kann.
Achtung: Auch das beste und sanfteste Radiergummi greift das Papier an und verändert unweigerlich dessen Eigenschaften, selbst dann, wenn man nur kurz drübergeht. Wer dann noch zu viel und/oder zu fest an einer Stelle radiert, kann das Papier beschädigen, das Zeichnen erschweren und schlimmstenfalls unkaschierbare Farbstellen oder sogar Löcher herbeiführen! So wenig wie möglich radieren. Das Strathmore Toned Tan / Toned Gray ist eines der wenigen Papiere, das mehrere Radierungen zulässt, ohne merklich aufzurauen oder kaputtzugehen.
Fächerpinsel
Beim Zeichnen fällt unweigerlich Staub an, der ständig entfernt werden muss, um Verschmierungen und Flecken zu vermeiden. Niemals mit der Hand wegwischen! Auch Kosmetikpinsel sind nicht empfehlenswert, da diese dazu gemacht sind, Puder aufzunehmen und zu verteilen. Teure Staubpinsel müssen nicht sein. Eine günstige und effiziente Variante sind simple Fächerpinsel, die es schon für wenige Euro gibt. Dabei ist es egal, welchen du wählst, er sollte nur nicht zu hart sein, sonst kratzt er zu sehr über die teils empfindlichen Farbstellen. Mit diesem lässt sich der Staub sanft vom Papier entfernen.
Highlighter
Das Setzen von Highlights, wie den Lichtpunkten in den Augen, ist ungemein wichtig und mit Buntstiften allein nicht realisierbar. Am häufigsten werden dafür sogenannte Gelstifte oder Acrlymarker verwendet. Besser geeignet ist jedoch das Copic Opaque White, das es in einer kleinen Variante mit Pinsel und einer großen ohne Pinsel gibt. Es ist strahlend weiß, lässt sich gezielt mit einem Pinsel auftragen, trocknet super schnell und das Beste: Es lässt sich ganz leicht wieder vom Bild kratzen, sollte man sich vermalt haben. Mit Acrylmarkern oder Gelstiften ist das nämlich nicht möglich.
Leuchttisch
Arbeitest du mit Rastern oder zeichnest die Grundlinien freihändig? Das ist zeitraubend und kann auch sehr frustrierend sein. Es ist keine Schande, die Grundlinien mittels eines Leuchttischs aufs Papier zu übertragen! Ich arbeite zum Beispiel nur so. Dadurch ist das Bild nicht weniger Kunst, denn die Coloration ist die eigentliche Arbeit und die kann einem ein Leuchttisch nicht abnehmen. Wenn du also Zeit sparen und absolut exakte Proportionen haben möchtest, benutz dieses wertvolle Hilfsmittel. Mindestgröße sollte A3 sein. Du kannst es günstig selbst bauen oder dir einen fertigen Leuchttisch kaufen. Es reicht auch ein gewöhnlicher Glastisch, unter den du eine helle Lampe stellst.
Wenn du Angst hast, dass die Zeichnung beim Abpausen verrutschen könnte, benutz das Scott Removable Magic. Dieses Tape fixiert auch über Tage sanft deine Zeichnung und lässt sich rückstandsfrei wieder entfernen.
Transferpapier
Transferpapier ist eine Alternative zum Leuchttisch, aber ungenauer als ein solcher und die Graphitlinien lassen sich nicht schön entfernen. Bei weißem Papier solltest du daher einen Leuchttisch bevorzugen. Durch getöntes oder zu dickes Papier dringt dessen Licht oft nicht ausreichend durch. Für diese Fälle ist Transferpapier erste Wahl. Bewährt hat sich das von Saral. Es ist sehr ergiebig, lässt sich gut radieren und schmiert nicht.
Tageslichtlampe
Wer öfter zeichnet, wird sich schnell über die Abhängigkeit von Tageslicht und die verfälschten Farben unter künstlichem Licht oder dem der Morgen- und Abendstunden ärgern. Wenn du tageslichtunabhängig arbeiten willst, empfiehlt sich eine Tageslichtlampe mit einer Farbtemperatur von 5500 Kelvin, denn diese kommt dem Tageslicht am nächsten. Da diese häufig UV-Strahlung emittieren, solltest du darauf achten, eine Lampe zu wählen, die das nicht tut, um Haut und Augen nicht zu schädigen. Zu einer solchen gehört beispielweise die Viva Lite Vollspektrumlampe. Diese hat die Standardfassung E27 und passt in eine handelsübliche Schreibtischlampe. 8 Watt reichen vollkommen aus, wenn die Lampe neben dir steht. Für eine Deckenlampe sollten es mindestens 12 Watt sein. Unter dem Licht erscheinen die Farben klar und natürlich.
Vor dem Zeichnen von Tieren
Die richtige Unterlage
Bilder sind beim Ausmalen extrem empfindlich. Selbst das unscheinbarste Krümelchen oder die kleinste Unebenheit drückt sich durch. Das ist oft kaum mehr zu kaschieren. Wähle eine absolut glatte, saubere und feste Unterlage. Am besten geeignet ist dafür Glas.
Lege nie deine Zeichenhand auf das Blatt, um nichts zu verschmieren. Es gibt spezielle Zeichenhandschuhe; am einfachsten ist jedoch ein simples Blatt Papier, das du unter die Hand schiebst, um das Bild zu schützen.
Optimal ist eine schräge Unterlage, die einen 90°-Winkel zu deinen Augen herstellt. So vermeidest du schiefe Zeichnungen.
Passende Motivwahl
Viele machen den Fehler, sich an zu schwere oder schlechte Vorlagen zu wagen. Wenn du zeichnen lernen willst, nutze gut belichtete, scharfe, einfache Motive. Du musst niemandem etwas beweisen. Es führt nur zu Frust, wenn die Vorlage zu schwer ist und Details und Farben nicht gut zu erkennen sind. Sei dabei realistisch. Was kannst du schon, wo hast du noch Probleme? Weißt du, wie man weißes Fell zeichnet? Traust du dir wirklich einen zotteligen Hund zu? Kannst du Unschärfen auf der Vorlage durch Erfahrung ausgleichen?
Tipp: Ein Tiger ist optimal. Er ist einfach zu zeichnen und verzeiht Fehler und Ungenauigkeiten. Zugleich kannst du auf einfache Weise Fellstrukturen und Geduld üben. Auch Leoparden und Tiere mit kurzem Fell und ohne komplizierte Farbmuster eignen sich gut.
Motivgröße wählen
Zweithäufigster Fehler nach der Motivwahl ist die Motivgröße. Viele wählen diese zu klein. Nur wer erfahren ist, schafft es auf einer Größe wie A5 oder kleiner noch feinste Details hinzubekommen. A4 kann bei einem Ganzkörperbild ebenfalls zu klein sein, für ein Kopfporträt aber völlig ausreichen. A3 ist in der Regel eine gute Größe, um dir die Arbeit zu erleichtern. Je kleiner das Motiv, desto geringer die Detailmöglichkeit, daran solltest du immer denken. Wenn du merkst, dass du die Linien nicht fein genug bekommst, zeichne das Motiv größer, dann hast du genug Platz und ersparst dir Frust.
Du brauchst viel Geduld dazu
Wer Tiere realistisch zeichnen und generell das Zeichnen dieser erlernen will, braucht vor allem eines: Geduld. Ein einfaches Tierporträt ohne Hintergrund verschlingt in der Regel ab 25 Stunden aufwärts. Im Schnitt dauert es 40 bis 60 Stunden, um es zu zeichnen, je nach Format und Realismusgrad! Es gibt dabei keine Abkürzung.
Gutes Fell, gute Haut und gute Federn erfordern Feinarbeit und sehr viel Zeit. Dessen solltest du dir bewusst sein. Du kannst kein gutes Fell in zwei Stunden zeichnen. Je mehr Zeit du dir nimmst, desto besser wird das Ergebnis.
Schritt-für-Schritt-Anleitung fürs Tiere Zeichnen
Ganz schön viel Vorbereitung, oder? Aber nun, da du alles hast, bist du gut gerüstet und es kann losgehen.
Übertrage das Motiv mit dem Druckbleistift auf dein Papier, ohne dabei fest aufzudrücken. Du willst die Linien schließlich rückstandslos entfernen können. Nutze dafür am besten ein Knetradiergummi. Das schont das Papier und erlaubt dir eine genaue Kontrolle darüber, wie viel von den Linien wegradiert wird. Ein bisschen was musst du ja von ihnen noch sehen.
Achte darauf, deine Stifte beim Zeichnen immer spitz zu halten. Am Ende wird der halbe Stift in Form von Spänen neben dir liegen, aber dafür ist dein Bild um einiges detailreicher. Nur selten ist eine stumpfe Mine vorteilhafter.
Etappe 1 beim Tiere zeichnen – Augen zeichnen
Ich zeige dir den gesamten Prozess anhand einer Katzen Zeichnung. Beginne mit den Augen. Die sind am einfachsten zu zeichnen und stellen einen Blickfang vieler Zeichnungen dar. Sie bieten zudem einen Fixpunkt, von dem aus die weiteren Schritte leichter werden.
Benutze für die Augen am besten wachsbasierte Buntstifte. Sie lassen sich einmalig verblenden und geben Augen eine tolle Wirkung. In diesem Beispiel verwende ich die Prismacolor Premier. Natürlich kannst du auch ölbasierte Buntstifte wie die Polychromos nehmen.
Für Augen wie für Fell gilt: Es gibt in der Regel einen Grundton, auf den alle anderen Farben aufbauen und aufgetragen werden. Schau dir genau an, welchen Grundton die Augen haben. In diesem Fall ist das Gelb (Cream PC914). An den Rändern sieht man noch zartes Grün (Grey Green Light PC289), das ist die Sekundärfarbe. Diese hat bestenfalls Abstufungen in Form ähnlicher und verschieden heller Töne, je nach Motiv, um mehr Lebendigkeit zu erzeugen. Dafür wird hier ein dunkleres Grün verwendet (Pale Sage PC1089) und ein noch dunkleres (Sap Green Light PC120) sowie Weiß (White PC938).
Halte auch die für Augen generellen Grundgebrauchsfarben Polychromos-Schwarz (Black 199 (weil es präziser ist als das von wachsbasierten Buntstiften)), das Luminance-Blau (Light Blue 161 (alternativ: Prismacolor Carribean Sea PC1103)) und das Copic Opaque White bereit.
1 – Male die Augen zunächst mit dem Grundton aus, bis auf die Pupille.
2 – Mit dem schwarzen Polychromos (sollte nicht allzu spitz sein, sonst kratzt du das Papier kaputt) malst du die Pupille aus und umrandest mit einer gut angespitzten Mine langsam und vorsichtig das Auge, damit du für die nächsten Schritte genau siehst, wo die Ränder sind. Es dient als Hilfestellung, muss also noch nicht exakt ausgearbeitet sein. Damit nichts verschmiert, ist es sogar sinnvoll, diese Umrandung noch nicht kräftig zu machen und sogar mit einem Knetradierer wieder etwas zu entfernen, bevor du mit dem Sekundärton (in diesem Fall dem hellen Grün) den inneren und äußeren Rand der Iris ausmalst. Pass auf, dass du dabei nicht ins Schwarz kommst.
3 – Dasselbe machst du noch mal mit der ersten dunkleren Abstufung (in diesem Fall: Pale Sage), aber nur stellenweise und unregelmäßig; du solltest es nicht komplett nachzeichnen. Übermale diese dunklen Stellen wieder mit dem helleren Ton. Drück dabei nicht so fest auf, dass sie wieder verschwinden. Sie sollten noch zu sehen sein und eine harmonische Einheit mit dem Rest bilden.
Die Mitte muss im Grundton (in diesem Fall Gelb) bleiben und darf dabei ruhig zu schmal werden. Mit dem fährst du diesen Streifen nach und verbreiterst ihn wieder, allerdings zackenförmig, wobei der Grundton stellenweise bis ganz an den Rand der Iris und der Pupille gezogen werden darf. Das erzeugt eine natürlich wirkende Struktur. Du kannst auch schon mal die Lider andeuten, das lässt das Auge beim Zeichnen mehr leben.
Zum Schluss ziehst du in der hellen Mitte der Iris einen schmalen weißen Strich, das erhöht den Kontrast und bringt die Iris zum Leuchten.
4 – Ein Auge wirkt besonders lebendig, wenn es einen Schatten am oberen Rand der Iris hat. Selbst bei einem Bild, dessen Vorlage keinen hat, kann es sinnvoll sein, zumindest einen kleinen hinzuzufügen. Benutz dafür das spitze Polychromos-Schwarz, weil es gleichmäßigere Flächen erzeugt. Bewege es vorsichtig in einem leichten Bogen von einem Ende der Iris zum anderen (niemals vorher eine Abgrenzungslinie ziehen, die sieht man!). Nur ganz leicht aufdrücken und langsam vorgehen, sonst kann es schnell zu dunkel und ungleichmäßig werden. Ist man zu tief gekommen oder ist es zu dunkel geworden, kann man mit dem Grundton sachte das Schwarz aufhellen und wieder zurückschieben.
Noch wirkt das Auge recht tot. Erst Reflexe hauchen ihm Leben ein, ob es die Vorlage nun so vorgibt oder nicht. Die einfachste Variante ist das Arbeiten mit Blau. Die Luminance decken am besten, Prismacolor oder Polychromos gehen aber auch. Nimm ein dunkles Blau und male damit an ein oder zwei Stellen Ovale in die obere Hälfte der Iris und der Pupille. Kreuzt das Blau nämlich beides, wirkt es meist natürlicher. Dabei ist es egal, ob sich die blauen Stellen im Schatten befinden. Sie kommen dorthin, wo sie am besten passen oder wie es die Vorlage zeigt.
5 – Mit einem hellen Blau wird kräftig über das dunkle gezeichnet; an den Rändern sollte es aber noch zu erkennen sein.
Arbeite auch gleich Besonderheiten wie in diesem Fall Sprenkel ein.
6 – Jetzt kommt der eigentliche Zauber. Dieser beginnt mit den Lichtpunkten. Man kann diese klassischerweise von Anfang an aussparen oder aber man fügt sie erst ganz zum Schluss hinzu, was anzuraten ist, um ihre Größe, Anzahl und Platzierung besser abschätzen zu können und beim Zeichnen des Auges nicht von Auslassungen gestört zu werden. Auslassungen und Buntstifte allein würden Lichtpunkte niemals weiß genug kriegen, das geht nur mit Farbe. Das Copic Opaque White ist besonders weiß und lässt sich optimal verarbeiten. Mit diesem werden die Lichtpunkte gesetzt. Mach sie nicht rund. Augen haben nur selten runde Lichtpunkte, da sie meist Fenster oder den Himmel widerspiegeln. Oft sind sie eher dreieckig oder quadratisch, manchmal auch unregelmäßig wie Wolken. Es gibt helle und schwache Lichtreflexe, aber auch kleine und große. In jedem Fall solltest du weiße Farbe in das Blau setzen und zusätzlich noch an mindestens einer anderen Stelle (am oberen Rand) des Auges. Mach nicht zu viele, das kann schnell überladen wirken, aber auch nicht zu wenige, das könnte nicht genug Lebendigkeit erzeugen. Versuch ein Gefühl für das richtige Maß zu entwickeln.
7 – Eigentlich wären Iris und Pupille nun fertig, aber im Laufe des Entstehungsprozesses kann es durchaus sein, dass noch Feinheiten nachgearbeitet werden müssen. In diesem Fall macht es Sinn, das Dunkel des Grüns stärker hervorzuheben. Dafür wird eine noch dunklere Abstufung verwendet (Sap Green Light (Schwarz eignet sich dafür ebenso)). Mit dieser übermalt man den vorhandenen Ton nur stellenweise und sehr zackig, was die Irisstruktur verstärkt.
Generell gilt: Kontraste erzeugen Lebendigkeit. Trau dich ruhig, kräftig aufzudrücken und sehr helle und sehr dunkle Töne wie Weiß oder Schwarz einzusetzen, wo du sie eigentlich nicht benutzen würdest.
8 – Um besagte Lebendigkeit zu unterstreichen, fehlen noch die Lider. In diesem Fall ist nur das untere zu sehen, das obere ist unter dem Schwarz verborgen. Das Prinzip bliebe aber gleich. Umrande die Iris kräftig mit einem spitzen Schwarz. Vorsicht: Die Mine kann leicht brechen. Mit Gefühl vorgehen. Damit es nicht wie eine Linie aussieht, solltest du sie weich auslaufen lassen, indem du am gesamten unteren Lidrand minimal in die Iris reinzeichnest, also quasi einen ganz leichten Schatten setzt. Dieser ist zwar kaum zu sehen, wirkt aber. Die zweite Linie, die den Übergang von Lid zu Fell markiert, sollte ebenfalls weich auslaufen (beim oberen und unteren Lid gleichermaßen), indem du winzige Strichelchen setzt, sodass sie eine fellartige Struktur bekommt.
9 – Ein Lid ist in aller Regel an den Rändern breiter als in der Mitte. Bei Tieren wie dieser Katze läuft das untere Lid hell aus.
10 – Verdunkle den frei gelassenen Lidstreifen mit Schwarz. Nimm nun ein Weiß zur Hand (es empfiehlt sich der Präzision wegen ein ölbasiertes wie das von Polychromos), fahre ihn nach und unterbreche die schwarze Linie zur Nase hin. Das Weiß vermischt sich mit dem Schwarz und erzeugt einen bläulich-grauen Ton, der natürlicher und weicher wirkt als reines Auslassen.
Verbreitere die durchtrennte Linie mit Schwarz, sodass oberes und unteres Lid deutlich separiert sind.
Etappe 2 beim Tiere malen – Fell ausarbeiten
Fell erfordert nicht mehr als viel Geduld und Fingerspitzengefühl. Man muss praktisch jedes Haar einzeln setzen. Es gibt keine universelle Technik. Jeder Künstler hat seine eigene, aber realistische Bilder werden allgemein durchs Schichten erzeugt. Es wird mit mehreren Farbschichten und von hell nach dunkel gearbeitet. Als Anfänger macht man gern den Fehler, Fell mit nur einer einzigen Schicht zeichnen zu wollen. Aber das Fell eines Tieres ist unterschiedlich lang und beschaffen und voller Farbabstufungen, Muster und Reflexe. Durch Schichten lassen sich diese gezielt steuern und einsetzen.
Fell braucht feine Linien, die sich mit ölbasierten, also härteren Buntstiften besser realisieren lassen. Die Polychromos eignen sich dafür hervorragend.
Wie bei den Augen, hat ein Tier in der Regel einen Grundton. In diesem Fall ist es ein Braun (Nougat 178). Bei genauem Hinsehen liegt dieser nämlich unter dem Grau und ist an manchen Stellen deutlich zu erkennen (z. B. Nase). Das Grau (Warm Grey V 274) ist die Sekundärfarbe, bei dem Auge war es das Grün. Die erste dunklere Abstufung wäre ein sehr ähnlicher oder derselbe Ton in Dunkel (in diesem Fall Warm Grey VI 275). Mit Schwarz wird diese verstärkt. Geübte können die erste dunkle Abstufung auslassen und direkt die dunkelste Farbe verwenden (in diesem Fall ist es ein Schwarz, bei anderen Motiven kann es auch eine andere Farbe sein).
Fell und Augen bestehen in der Regel aus vier bis sechs Farbschichten, wobei manche Künstler mehr oder weniger einsetzen. Generell ist Schwarz jedoch der Tipp, wenn es um Kontrastverstärkung und Schattensetzung geht, selbst wenn das Tier auf der Vorlage helles Fell hat. Hab keine Scheu, damit zu arbeiten. Vorsichtig eingesetzt, kannst du damit jede Farbe verdunkeln und die Farbtiefe verstärken. Satte Farben und deutliche Kontraste machen ein Bild plastisch.
11 – Beginne mit der Nase. Wie die Augen, ist sie ein Fixpunkt und macht dir das Fellzeichnen leichter. Für diese gibt es keine universelle Regel. Sie sollte lediglich helle und dunkle Partien aufweisen, um Erhebungen und Vertiefungen sowie das einfallende Licht zu zeigen. Die hellen Stellen können mit Weiß, die dunklen mit Schwarz verstärkt werden. Wähle kein Rosa, das würde unnatürlich aussehen, sondern Fleischfarben. Wie bei den Augenlidern gilt: Mit Strichelchen die Ränder weich auslaufen lassen.
Danach ist das Fell dran. Setze die erste Schicht mit einem gut angespitzten Stift, der sehr oft nachgespitzt werden muss. Nur so werden die Linien fein und geschlossen.
Die erste Schicht sollte immer hell sein, denn sie dient dazu, die unterschiedlichen Wuchsrichtungen und Haarlängen anzudeuten. Im Zweifel lieber noch mal dunkler nachzeichnen, als zu dunkel zu beginnen, denn du solltest Radierungen möglichst vermeiden, um das Papier nicht zu beschädigen. Achte darauf, diese erste Haar- bzw. Farbschicht nicht bündig zu zeichnen, also genug Abstand zwischen den einzelnen Haaren zu lassen. Diese Abstände bewirken, dass immer die darunterliegende Schicht durchblitzt, wodurch ein Fell am Ende natürlich wirkt.
Wichtig bei allen Schichten sind Wuchsrichtung, Haarlänge und Haarwuchsdichte. Auf dem Nasenrücken sind die Härchen fein und dicht, oberhalb der Augenränder sind sie lang und spärlich, wodurch die Haut zum Vorschein kommt. Bei Tieren wie dieser Katze zeigen die Haare vom Auge weg, in der Mitte zeigen sie zur Nase und fächern sich dort auf. Zur Stirn hin neigen sie sich einander entgegen und treffen sich, um weiter oben wieder relativ parallel zu verlaufen. Auf diese Verläufe solltest du von der ersten Farbschicht an genau achten, denn diese werden selbst in der allerletzten Schicht noch zu erkennen sein, wenn du sie falsch setzt.
Haare nie symmetrisch, gleich lang und gleich dick zeichnen und auch nie vorsichtig und exakt, sondern zügig aus dem Handgelenk heraus. Setzt du die Härchen schnell, entstehen die gewünschten unregelmäßigen Strukturen von ganz allein. Es raubt sonst Zeit und sieht nicht natürlich aus.
12 – Ist die erste Schicht gezeichnet, kommt die Sekundärfarbe. Bei einfarbigen Tieren würde jetzt entweder noch mal mit demselben Farbton drübergegangen, dann aber kräftiger, oder aber mit einem dunkleren und/oder sehr ähnlichen. Bei dieser Katze ist es eine andere Farbe, ein Grau. Dieses wird nun mit demselben Prinzip wie Schicht eins gesetzt. Lasse wieder ausreichend Platz zwischen den einzelnen Strichen. Das Braun ist dadurch noch zu sehen. Je kräftiger dieses gezogen wurde, desto deutlicher kommt es später heraus.
13 – Da Farbschicht eins vor allem eine Hilfestellung bzw. Markierung ist, werden Stellen wie die Nase bei den folgenden Farbschichten nachgearbeitet. In diesem Fall wird das Braun an den richtigen Stellen verstärkt. Achte auf die Haarbeschaffenheit. Diese ist auf de Nasenrücken so klein und dicht, dass du sogar keine oder kaum Strichelchen setzen musst, sondern die Fläche einfach geschlossen ausmalen kannst. Tu das aber stets sehr langsam und mit einem gut angespitzten Stift, sonst wird es unnatürlich und grießig. Bei manchen Fellpartien, so auch bei den Pfoten, machen Flächen mehr Sinn als Striche. Wäge ab, wann welche Technik am sinnvollsten ist.
Bei diesem Schritt wird deutlich, was beim Zeichnen generell wichtig ist: das Herantasten. Arbeite immer vorsichtig von hell nach dunkel. Das Grau wird beim Katze zeichnen noch einmal kräftiger gezogen, bis die Stärke stimmt.
Es ist übrigens immer anzuraten, alle Schritte gleichzeitig zu machen, also nicht erst eine Gesichtshälfte ganz fertig zu zeichnen und sich dann der anderen zu widmen, sonst passiert es dir leicht, dass du etwas vergisst oder anders machst und Teile deines Bildes dann zu unterschiedlich aussehen. Es gibt Zeichner, die sich Partie für Partie vorarbeiten, diese sind jedoch sehr erfahren und wissen genau, was sie tun.
14 – Überziehe das gesamte Gesicht mit der Sekundärfarbe. Ist der Grundton an manchen Stellen zu schwach, verstärke ihn in dieser zweiten Schicht. Nacharbeiten ist ganz normal. Nichts ist auf Anhieb perfekt.
Mit einem Knetradierer lassen sich überdies gezielt einzelne Stellen weich aufhellen. In diesem Fall wurde das Braun des Nasenrückens durch einen solchen Radierer reduziert, um ihn natürlicher erscheinen zu lassen.
Die Katze hat weiße Haarpartien. Weißes Fell zu zeichnen, ist schwer, aber vom Grundprinzip leicht, denn es ist niemals eine einfarbige Fläche, sondern durchzogen von Farbnuancen, dunklen Stellen und einer fellartigen Struktur. Für weißes Fell kannst du fast immer die Farbe Cold Grey II benutzen. Durchziehe es mit Strichelchen mit ausreichend Abstand zueinander, dadurch wirkt es wie Fell. Das Weiß blitzt durch und verhindert, dass es grau erscheint. Liegen weiße Fellpartien im Schatten, drücke fest auf und male die Stellen flächig aus (bis auf die Ränder zum Licht hin). Wähle im Zweifel ein dunkleres Cold Grey. Geübte können auch ein sehr spitzes Schwarz verwenden, um besagte Strichelchen und Schatten zu setzen. Diese treten dann deutlicher hervor (siehe übernächster Schritt). Je nach Fellpartie kann das sogar sinnvoller sein. Cold Grey II ist jedoch in aller Regel die Grundfarbe für weißes Fell, mit der du nichts falsch machen kannst.
Es kann auch sinnvoll sein, zusätzlich zu diesem Grau noch eine andere Farbe einzuarbeiten, in diesem Fall wäre das das Braun (siehe Schnauze im nächsten Schritt). Derartige Farbeinflüsse lassen ein Fell lebendiger aussehen.
15 – Nun kommt die dunkle Abstufung. Das Prinzip ist dasselbe wie davor: Strichelchen mit Abstand zueinander setzen. Achtung: Benutzt du kein hochwertiges Zeichenpapier, kann es schnell zu dunkel und kräftig werden. Lieber heller anfangen bzw. vorsichtig vorgehen. Der Vorteil hochwertigen Zeichenpapiers ist, dass es zu dunkle Striche aufgrund seiner Beschaffenheit verhindert und dich zwingt, Schritt für Schritt dunkler zu werden. Es nimmt Farbe nämlich nicht sofort in voller Stärke auf.
Bei dieser (vorletzten) Farbschicht werden Stellen besonders sichtbar, die noch nachgearbeitet werden müssen. Hier und da wird zum Beispiel das Braun verstärkt.
Achtung: Die Schläfen einer Katze haben kaum Haare und sollten nur spärlich mit diesen überzogen werden. Der Hautton blitzt an diesen Stellen durch und ist derselbe wie in den Ohren. Diese sollten spätestens ab diesem Schritt gezeichnet werden. Du kannst sie auch schon viel früher zeichnen. Da sie kein Fixpunkt sind, ist es relativ egal. Die Ohren werden wie die Nase mit einem helleren und einem dunkleren Ton gezeichnet (auch hier niemals Rosa verwenden) und das Dunkel wird mit zum Beispiel Schwarz verstärkt. Ohrhaare immer auslassen. Da sie nicht so weiß sind wie Schnurrhaare, würde es unnatürlich aussehen, sie hinterher hinzuzufügen. Die Haare in den Ohren sind schwierig zu machen und erfordern etwas Geduld. Sie sollten unregelmäßig gezogen werden und unterschiedlich lang sein.
16 – Überziehe das Gesicht weiter mit der dunklen Abstufung und nimm ruhig Schwarz zu Hilfe, um diese zu verstärken und den Kontrast zu maximieren.
17 – Sind alle Schichten gesetzt, geht es an die Feinheiten. Stellen werden verdunkelt (zum Beispiel Ohren und Nase) oder aufgehellt, Farben verstärkt (zum Beispiel das Braun im weißen Fell) oder minimiert und Proportionen werden angepasst (zum Beispiel Breite des Gesichts und Beschaffenheit des Mundes), bis es der Vorlage entspricht. Solche Detailarbeiten kommen immer ganz zum Schluss, denn nur dann sieht man, wo Kleinigkeiten fehlen oder ausgebessert werden müssen. Halte dich nicht zu strikt an die Vorlage, sie soll dir bloß eine Hilfestellung sein und muss nicht perfekt aufs Blatt übertragen werden. Ein gezeichnetes Bild ist nämlich kein Foto, sondern entfaltet seine eigene Wirkung, und diese Wirkung sollte stimmig sein, das ist das Wichtigste.
18 – Fell kann auch flotter gezeichnet werden. Wo du beim Gesicht lieber vorsichtig vorgehen solltest, kann es beim Körper schneller gehen, sofern er dies zulässt. Haben Gesicht und Körper in etwa die gleiche Beschaffenheit, wie bei einem Kaninchen, empfiehlt es sich eher nicht. In diesem Fall ist das Körperfell der Katze recht wild und deutlich länger als im Gesicht. Das erlaubt ein anderes Vorgehen. Hier reicht es, mit dem Grundton, der Sekundärfarbe und einer einzigen dunklen Abstufung, der dunkelsten (in diesem Fall Schwarz), zu arbeiten. Es werden also nur drei Schichten. Das Prinzip ist aber auf andere Tiere und Felle übertragbar.
Zeichne mit dem Grundton zunächst das gesamte Fell vor. Bei so wildem wirkt es besser, wenn manche Stellen geschlossener sind als andere (siehe Detailbilder). Ziehe die Striche flott und immer von der Haarspitze zum Haaransatz hin. Dadurch werden die Haarpartien gleichmäßiger. Auch beim Körper genau auf Felllänge und Haarwuchsrichtung achten.
19 – Ist der Grundton gesetzt, zeichne mit der Sekundärfarbe vollständig über die darunterliegende Schicht, aber natürlich mit der gleichen unregelmäßigen Strichführung. Der Grundton kommt unweigerlich durch. Bei einfarbigen Tieren würde jetzt einfach die hellere Nuance durchblitzen und so das Fell lebendiger erscheinen lassen.
Zum Schluss wird die gleiche dunkle Abstufung verwendet, wie es das Gesicht vorgibt. Ob dies nun Schwarz oder eine andere Farbe ist, spielt keine Rolle, solange sich die Farbtöne gleichen. Mit dieser letzten Farbe bearbeitest du die anderen Schichten, bis alles stimmt.
Bei den weißen Fellpartien wird deutlich, dass es auch möglich ist, mit Schwarz vereinzelt Striche zu setzen, ohne das Weiß zu gefährden. Auf den Betrachter wirkt es fellartig und natürlich. Vergiss nie, dass ein Bild, egal ob Zeichnung oder Malerei, aus der Ferne betrachtet wird, nicht aus unmittelbarer Nähe. Die Fernwirkung, also die des außenstehenden Betrachters, muss stimmen.
20 – Was noch fehlt, ist ein Schatten auf dem Boden, der dem Tier eine besonders lebendige Wirkung verleiht. Diesen vorsichtig mit verschiedenen Abstufungen von Cold Grey oder Bleistiften setzen, den dunklen Kernschatten nicht vergessen und lieber vorher einmal am Computer schauen, wo genau er platziert werden muss. Es schadet nie, während des Zeichnens ein Foto zu machen, das Bild am PC zu betrachten und bestimmte Dinge in einem Programm auszuprobieren, bevor man sie auf dem Blatt umsetzt und sich damit eventuell die Zeichnung ruiniert.
Halt, es fehlen ja noch die Schnurrhaare. Eine Katze hat am ganzen Körper welche, aber besonders deutlich sind sie über den Augen und natürlich an der Schnauze zu sehen. Diese lassen sich zwar durch Auslassung oder dem Wegkratzen der Farbe mit einem Skalpell ins Bild einfügen, am einfachsten und effektivsten ist es jedoch mit dem Copic Opaque White. Den kleinen Pinsel zügig ziehen. Willst du einen externen Pinsel nutzen, greife zu einem sogenannten Schlepperpinsel. Der hat eine besonders lange Spitze, was perfekt für lange feine Linien ist.
Fertig ist deine Tierzeichnung!
Deine Zeichnung ist nun vollendet. War eigentlich gar nicht so schwer, oder? Tiere zeichnen erfordert bloß die richtigen Materialien und Techniken sowie Feingefühl und eine Menge Geduld. Vor allem jedoch Übung. Kein Meister fällt vom Himmel und du solltest nicht erwarten, es gleich perfekt zu können. Jeder Künstler hat mit Strichmännchen begonnen und keiner konnte auf Anhieb gut zeichnen. Nimm dir den Druck von den Schultern, es so hinbekommen zu wollen wie jemand, der das seit Jahren oder Jahrzehnten (professionell) macht. Hab einfach Spaß, werde in deinem Tempo besser und setze dir realistische Ziele. Die Freude an der Kunst ist das Wichtigste, die solltest du nicht verlieren und dir von nichts und niemandem nehmen lassen.
In diesem Sinne: Viel Freude bei deinem nächsten Bild. Ich hoffe, ich konnte dir ein paar nützliche Ratschläge geben, die es dir künftig leichter machen, deine Motive zu Papier zu bringen.
Madeleine Edsberger (End of Horizon) lebt in einem kleinen Dorf in Niedersachsen und ist wissenschaftlich begeisterte Autodidaktin. Schon von klein auf war sie von Bildern und Schriften fasziniert und hat in jeder freien Minute gezeichnet, gelesen und geschrieben. Nach der Schule schlug sie aufgrund widriger Umstände den künstlerischen Weg ein, erlernte im Eigenstudium das Schreibhandwerk und arbeitet seitdem als Korrektorin, gelegentlich auch als Lektorin, für Romane. 2016 begann sie erstmals professionell zu zeichnen und sich als freie Künstlerin ein weiteres Standbein aufzubauen. Sie liebt es, Dinge auszuprobieren und Neues zu lernen. Es stehen eine Menge Dinge auf ihrer Liste, die sie sich noch beibringen möchte. Ihre Reise hat gerade erst begonnen und sie ist gespannt, wo es hingeht.