Kalligraphie lernen – Umfangreiche Anleitung Kalligraphie für Anfänger
Schriftzeichen sind seit fast 8000 Jahren fester Bestandteil des menschlichen Lebens. Sie wurden erfunden und benutzt um Gedanken und Erlebnisse festzuhalten. In der Vergangenheit war es ein Privileg schöne Schrift zu Papier bringen zu dürfen. Es waren oft nur Männern+, die als Schreiber arbeiteten und denen es erlaubt war in besonders kunstvollen Schriftzügen die Geschehnisse festzuhalten. Mit dem Einzug der Technik haben handschriftliche Aufzeichnungen in unserem Alltag an Bedeutung verloren. Die digitale Kommunikation und das gedruckte Wort übernahmen die Vorherrschaft. Dennoch ist ein Leben ohne das geschriebene Wort kaum denkbar. Ganz persönliche Nachrichten oder Anlässe erfordern immer noch handschriftlich verfasste Texte. Die Wichtigkeit der händischen Schrift wird daran deutlich, dass ein Vertrag ohne handschriftliche Unterzeichnung keine Gültigkeit besitzt. So ist es gut, dass Schüler bis heute noch das richtige Schreiben in der Schule lernen und viele kreative Menschen das Kulturgut des geschriebenen Wortes in Form der Kalligraphie zu ihrem Hobby gemacht haben.
Was ist Kalligraphie?
Das Wort Kalligraphie (andere Schreibweisen sind Kalligraphie oder Calligraphy) kommt aus dem Griechischen und setzt sich aus den Wörtern «kallos» = schön und «graphein» = schreiben zusammen. Übersetzen würde man es korrekterweise mit «Die Kunst des schönen Schreibens». Dabei ist Kalligraphie keineswegs nur eine schöne Handschrift, vielmehr ist Kalligraphie eine Ausdrucksform, eine ästhetische Kunst und auch ein meditativer Vorgang.
Die Geschichte der Kalligraphie
Die Kunst des schönen Schreibens und die Möglichkeit einem Werk damit besondere Aussagekraft und zusätzlich Würde zu verleihen findet man in fast allen Kulturkreisen. So entwickelte sich im Laufe der Zeit die westliche, hebräische, japanische, chinesische und arabische Kalligraphie.
Die Zwecke und Regeln der verschiedenen Kalligraphie-Arten sind sehr unterschiedlich. Die hebräische Kalligraphie bezieht sich fast ausschließlich auf die Erstellung biblischer Texte nach genauer Vorlage. Die chinesische, arabische und japanische Kaligraphie hingegen sind eher Kunstobjekte als Schriftstücke. Teilweise sind gar nicht dafür erstellt um wirklich gelesen zu werden, sondern dienen der blosen Dekoration.
Die westliche Kalligraphie hatte über viele Jahrhunderte hinweg als einziges Ziel Literaturtexte zu übermitteln. Deshalb stand hier auch immer die Lesbarkeit im Vordergrund. Erst in der Renaissance und Barock setzte sich die Kalligraphie als Kunstform durch. Viele Kalligraphen dieser Zeit arbeiteten in Klöstern und brachten herausragende Werke zustande.
Mit der Erfindung des Buchdrucks durch Johannes von Guttenberg verlor die Kalligraphie jedoch an Prestige. Das gedruckte Wort hielt Einzug und verdrängte das Aufzeichnen mittels Schönschrift aus den Reihen der Gelehrten. Dessen ungeachtet üben heutzutage viele Menschen die Kalligraphie als entspannendes Hobby aus. Praktisch angewendet wird die Schönschrift auch in moderner Zeit noch auf Urkunden, Eintragungen in Goldene Bücher oder auf Plakaten. Bis heute beeindruckt Kalligraphie den Betrachter.
Unterschied von traditioneller und moderner Kalligraphie
Traditionell wurde Kalligraphie von Mönchen praktiziert. Diese hatten es sich zur Aufgabe gemacht Bücher in Schönschrift zu gestalten. Sicherlich haben auch sie bereits den meditativen Aspekt der Kalligraphie entdeckt und sich zu Nutze gemacht.
Die in Klöstern angewendete traditionelle Kaligrafie folgte festen Regeln und hatte das Ziel ein gleichmäßiges und nahezu perfektes Erscheinungsbildes des Geschriebenen zu erreichen. Dabei galt es einige Vorschriften zu beachten. Beispielsweise haben Buchstaben eine ganz gewisse Ausformung und Ausrichtung, die nicht verändert werden durfte. In der modernen Kalligraphie hingegen geht es eher um den Ausdruck von Gefühlen, der einer ganz eigenen Ästhetik folgt und am Ende einen individuellen Stil hervorbringt.
Die moderne Kalligraphie steht im Gegensatz zu früher allen offen. Dabei ist der Einstieg insbesondere für Einsteiger durch frei verfügbare Video Tutorials und Generatoren für das eigene Papier deutlich einfacher geworden.
Für wen ist die Kalligraphie geeignet?
Es klingt sicherlich erst einmal leicht eine schöne Schrift zu lernen, die Tücke steckt dabei jedoch im Detail. Denn ein wirklich gleichmäßiges Schriftbild erreichst du nur durch das perfekte Zusammenspiel von Werkzeug, Haltung, Tusche und Papier. Ähnlich dem Erlernen eines Musikinstrumentes ist die Kalligraphie ein komplexer Vorgang. Das Erlernen erfordert Geduld, kann aber auch vom Alltag ablenken und zu tiefer Entspannung führen.
VORTEILE
- Es hat eine positive Auswirkung auch auf die alltägliche Handschrift
- Das benötigte Handwerkszeug ist wenig kostenintensiv
- Es kann jederzeit begonnen werden, Vorkenntnisse sind nicht erforderlich
- Die Ausübung der Kalligraphie wirkt beruhigend
- Die Ergebnisse erfreuen auch andere
NACHTEILE
- Sehr zeitintensiv
- Es ist sehr viel Übung nötig bis wirklich gute Ergebnisse erreicht werden
- Kalligraphie ist nichts für Ungeduldige
Unterschiede von Handlettering und Kalligraphie
Die Begriffe Handlettering und Calligraphy werden oft synonym gebraucht. Sicherlich weisen die beiden Kunstformen einige Gemeinsamkeiten auf. Trotzdem sollte man sie nicht gleichbedeutend verwenden, da es auch deutliche Unterschiede gibt. In erster Linie legen beide Formen der Schriftgestaltung ihren Fokus auf das handgeschriebene Wort und dessen besonders ästhetische Darstellung. Handlettering und Calligraphy verleihen damit jeder Niederschrift einen persönlichen Touch. Außerdem folgen sie einigen gemeinsamen Grundregeln.
Der große Unterscheid besteht darin, dass Handlettering nicht das Schriftbild, sondern jeden einzelnen Buchstaben als Kunstobjekt versteht. Dieser muss also individuell ausgeschmückt und gestaltet werden. Somit bietet Handlettering einen noch weitaus größeren Gestaltungsrahmen als die Calligraphy.
Auch die verwendeten Schreibutensilien unterscheiden sich. Im Handlettering wird mit einem Tuschestift der wahlweise mit einer flexiblen Pinselspitze oder einem fester Keilspitze ausgestattet ist, gearbeitet. Während in der Kalligraphie das Schreibinstrument der ersten Wahl immer noch der Federhalter mit Metallfeder ist. Während Calligraphy also die «Kunst des schönen Scheibens» ist, bezeichnet Handlettering im eigentlichen Sinn, die Kunst des schönen «Buchstaben Malens».
Handwerkszeug der Kalligraphie
Um in das Hobby der Kalligraphie zu starten benötigst du ein paar wenige, dafür aber ausgewählte Utensilien. So sind ein Schreibgerät, hochwertiges Papier und gute Tinte die Hauptwerkzeuge eines Kalligraphen. Um lange Freude an der Kalligraphie zu haben solltest du auf Qualität achten. Andernfalls könntest du von den erzielbaren Ergebnissen schnell enttäuscht sein und das Hobby zu leicht aufgeben.
Da es in der Kalligraphie auf das perfekte Zusammenspiel von Schreibinstrument, Papier und Tinte ankommt, ist es wichtig vor dem Kauf eines Kalligraphie-Sets eine Entscheidung zu treffen, welche Schriften du erlernen möchtest. Jede Schrift benötigt eine andere Feder und unter Umständen auch eine andere Tinte. Hast du über die Zeit hinweg Spaß und Freude an der Kalligraphie, wirst du auch unterschiedliche Schriften erlernen und dir eine größere Auswahl an Federn und Tinten zulegen. Außer Federhalter, Feder und Tinte benötigst du nur noch Reinigungsmittel. Um dein Schreibinstrument ordentlich zu säubern benötigst du einen fusselfreien Lappen, ein Wasserfässchen und Reinigungsalkohol.
Das Schreibgerät
Um bei der Kalligraphie ein gleichmäßiges Schriftbild zu erreichen, muss das Schreibgerät leicht über das Papier gleiten. Dies erreicht man nur mit einer Feder. Auch der moderne Kalligraph greift deshalb in den meisten Fällen auf den von alters her bekannten Federhalter mit aufsteckbarer Feder zurück. Natürlich gibt es inzwischen auch Alternativen wie den Schönschrift Füller, den Kalligraphie-Pinsel oder den Kalligraphie-Faserschreiber. Diese Schreibinstrumente haben für gewisse Zwecke ganz sicher ihre Berechtigung und finden auch bei Kalligraphie-Profis ihren Einsatz. Das echte Kalligraphie-Schreib-Erlebnis können sie jedoch nicht transportieren.
Keinesfalls sollte für die Kalligraphie ein handelsüblicher Füllfederhalter mit Patrone benutzt werden. Mit einem solchen Exemplar kann man zwar eine schöne Handschrift aufs Papier bringen aber kein kaligraphisches Kunstwerk.
Der Federhalter
Der Federhalter ist sozusagen der Griff für die aufzusteckende Feder. Er kann aus Holz, Metall, Kunststoff oder Glas bestehen. Egal für welches Material du dich entscheidest, der Federhalter sollte auf jeden Fall gut in der Hand liegen.
Neben dem Material kannst du auch zwischen zwei unterschiedlichen Formen wählen. Einmal gibt es den obliquen Federhalter, also den schrägen. Er wurde ursprünglich nur für Rechtshänder konzipiert, mittlerweile ist er aber auch für Linkshänder erhältlich. Zum anderen gibt es den geraden Federhalter. Für jede Form und jedes Material findest du unterschiedliche Preisklassen. Beginnend mit einem Federhalter für 4€ bis hin zu 400€ teuren Designerstücken. Für den Kauf entscheidend sollte weniger der Preis, denn das Gefühl sein.
Die Feder
Federn für die Kalligraphie bestehen immer aus Metall und werden in unendlich vielen Ausführungen angeboten. Für jede Kalligraphie- Schrift gibt es auch eine besonders geeignete Ausformung der Feder. Federn die für sehr alte Schriften verwendet wurden, werden teilweise gar nicht mehr hergestellt und sind nur noch als antike Sammler-Stücke erhältlich. Auch kannst du Federn in allen Preisklassen erwerben. Wichtig bei jeder Feder ist nur, dass sie mühelos über das Papier gleitet, nicht kratzt oder hängen bleibt. Oft haben Billigprodukte hier ihre Schwächen. Deshalb sei an dieser Stelle nochmals darauf hingewiesen, dass für das Hobby der Kalligraphie wirklich wenig Handwerkszeug notwendig ist, dies aber von sehr guter Qualität sein sollte.
Egal für welches Modell du dich am Ende entscheidest, auf die Kompatibilität zum Federhalter musst du nicht achten. Moderne Schreibfedern sind genormt und passen daher in jeden Federhalter. Federhalter besitzen eine kleine Klammer, auch Globus genannt, in diesen wird die Feder mit ein wenig Widerstand eingesetzt. Die Feder sollte fest sitzen und nicht wackeln.
Im Folgenden möchten wir dir die gängigsten Schreibfedern kurz vorstellen:
Spitzfeder
Für Anfänger am besten geeignet ist eine Spitzfeder. Sie ist eine Art Allroundfeder mit der, durch unterschiedlichen Druck, verschieden Linienstärken erzeugt werden können. Sie eignet sich für Schriftarten, die genau durch diese unterschiedlich starken Linien leben, wie beispielsweise die Copperplate. Die Spitzfeder ist in unterschiedlichen Kategorien erhältlich extra fein, fein, medium und breit. Je feiner die Spitze, desto dünner die Linie die gezeichnet werden kann.
Spitzfedern unterscheiden sich auch in ihrer Elastizität. Je elastischer die Feder ist und je mehr Druck auf sie ausgeübt wird, desto dicker können die Linien werden. Nachteilig ist, dass mit Zunahme der Elastizität der Feder die Kontrollmöglichkeit über sie abnimmt. Anfänger sollten daher eher auf festere Spitzfedern zurückgreifen.
Spitzfedern nehmen Tinte auf indem man sie in das Tintenfass eintunkt, am besten bis mindestens zur Hälfte, dort wo das kleine Loch in der Feder zu sehen ist. Für den Anfang solltest du dir am besten ein Set an verschiedenen Federn zulegen. So kannst du auszuprobieren welche Feder sich am besten für deine Bedürfnisse eignet.
Bandzugfedern
Bandzugfedern werden auch Breitfedern oder Rundschriftfedern genannt. Auch diese Federn werden selbstverständlich mit einem Federhalter benutzt. Ihre Spitze ist sehr breit, deshalb eignet sie sich auch für alle breiten, gotischen und gebrochenen Kalligraphien, wie beispielsweise die Gotisch Textur.
Bandzugfedern erzeugen einen dünnen Strich bei seitlicher Führung und einen dicken, wenn sie nach unten geführt werden. Breitfedern können nur gezogen werden, werden sie geschoben fließt keine Tinte. Bandzugfedern werden seitlich mit einem Pinsel mit Tinte befüllt. Im Allgemeinen sind Bandzugfedern rechts angeschrägt und damit auch für Rechtshänder geeignet. Es sind aber auch links angeschrägte Bandzugfedern erhältlich die sich für Linkshänder eignen.
Plakatfedern
Plakatfedern sind ähnlich der Breitfeder. Jedoch noch ein Stück breiter. Zusätzlich fließt hier auch Tinte beim Schieben. Plakatfedern werden für sehr große mächtige Schriftformen verwendet.
Schnurzugfedern
Schnurzugfedern sind auch als Ornament- oder Plattenfedern bekannt. Sie haben einen gleichmäßigen Federstrich, nur durch das Kanten der Feder wird die Dicke der gezeichneten Linie verändert. Diese Federn eignen sich hervorragend für Kursivschriften.
Doppelstrich-Feder
Wie der Name schon verrät, diese Feder zieht mit einem Federstrich, gleich 2 parallel verlaufende Linien. Meist sind diese unterschiedlich stark ausgeprägt. Diese Feder-Art wird nicht mehr hergestellt. Die heutzutage noch erhältlichen Doppelstrich-Federn sind meist antike Stücke.
Zeichenfedern
Zeichenfedern sind sehr fein und eignen sich kaum zum Schreiben, da sie zu schnell im Papier hängen bleiben
Schönschrift-Füllfederhalter mit Tinte
Das Tinten-Reservoir des Schönschrift-Füllers bietet den Vorteil, dass man sehr lange schreiben kann ohne Tinte nachfüllen zu müssen. Das Reservoir kann in Form einer Einwegpatrone angelegt sein oder als Mehrweg-Kolben, der mit entsprechender Tinte gefüllt werden kann. Viele höherwertige Modelle besitzen so einen Kolben, andere Hersteller bieten Konverter an um die Einweg-Patrone zu ersetzen.
Egal mit welchem System der Füllfederhalter bestückt ist, die darin befindliche Tinte muss gut fließen können und daher recht dünnflüssig sein. Und darin liegt dann auch der Nachteil des Füllfederhalters. Dünnflüssige Tinte ist nicht lichtecht und verblasst schnell bei Lichteinwirkung.
Schönschrift-Füller sind mit einer nicht wechselbaren Metallfeder ausgestattet. Man kann sich jedoch mehrere Füller mit jeweils unterschiedlich breiten Federn zulegen.
Brushpen
Der Brushpen oder auch Kalligraphie-Pinsel wird hauptsächlich für die spezielle asiatische Kalligraphie verwendet. Inzwischen findet er aber auch in der modernen Kalligraphie für bestimmte Schriften und für das Handlettering Anwendung. Die Pinselspitze reagiert auf Druck mit unterschiedlich starken Linien und imitiert so das Zeichnen mit einer elastischen Feder. Da die Kunststoffspitze sehr robust ist eignet sich ein Brushpen auch für jüngere Anwender und Anfänger denen eine Feder zu filigran ist.
Kalligraphie-Faserschreiber mit Keilspitze
Der Faserschreiber oder auch Tuschestifte mit Keilspitze ist für Anfänger gut geeignet um erste Erfahrungen mit der Kalligraphie zu machen. Sie erzeugen das typische Bild eines kalligraphischen Schriftzuges mit dünnen und breiten Linien. Dies erfolgt jedoch nicht durch unterschiedlich starken Druck, sondern durch den Einsatz der breiten Seite oder der Ecke durch manuelle Drehung des Stiftes. Der Druck mit dem gearbeitet wird sollte bei einem Tuschestift mit Keilspitze immer gleichbleibend sein. Kalligraphie-Faserschreiber gibt es in unterschiedlichen Breiten.
Die Tinte
Die Kalligraphie-Feder wird in ein Tintenfass getaucht. In diesem sollte sich keine herkömmliche blaue Tinte befinden, wie sie für den Schul-Füllfederhalter verwendet wird. Diese trocknet viel zu ungleichmäßig, ist sehr dünn, nicht lichtecht und wasserlöslich. Die Farbe würde mit dieser Tinte nicht überall gleichmäßig intensiv erscheinen und das Schriftbild ruinieren.
Zum Einsatz kommt vielmehr eine sehr gute schwarze Zeichentusche. Diese enthält hochwertige Farbpigmente, diese sind lichtecht. Das zugesetzte Bindemittel macht die Tusche dickflüssiger. Außerdem ist Tusche radierbeständig, was gerade dann sehr nützlich ist, wenn Buchstaben mit Bleistift vorgezeichnet wurden. Zeichentusche ist auch unter den Namen India oder Sumi Ink oder auch als Chinatusche erhältlich.
Das Papier
Eine perfekte Kalligraphie benötigt einen hochwertigen Untergrund. Benutze daher sehr gutes Papier, um deine Kunstwerke anzufertigen. Kalligraphie-Papier hat eine besonders glatte Oberfläche, so kann die Zeichentusche nicht «ausbluten». Layoutpapier, Zeichenkarton oder Aquarellpapier kannst du gut für die Kalligraphie verwenden. Kopierpapier eignet sich durch die raue Oberfläche, an der die Feder hängenbleiben würde, überhaupt nicht.
Gerade für den Anfang sollte das Papier leicht transparent sein, dies erleichtert die Benutzung von Übungsbögen. Diese Bögen, auf denen waagerechte und schräge Hilfslinien vorgezeichnet sind, legst du unter dein Schreibpapier. Diese Hilfslinien erleichtern dir, gerade zu Beginn, die richtigen Proportionen zwischen großen und kleinen Buchstaben und die richtige Neigung der Schrift zu finden.
Die korrekte Handhaltung
Ganz wichtig ist es von Beginn an die richtige Haltung des Schreibinstrumentes zu üben. Nur mit der richtigen Haltung gelingen die Buchstaben auch gut. Einmal falsch angeeignet, lassen sich die Haltungsfehler nur schwer korrigieren.
Brushpen Haltung
Der Brushpen wird gehalten wie ein normaler Stift. Damit die Breite der Pinselspitze genutzt werden kann ist es sinnvoll ihn etwas flacher zu halten.
Spitzfedern Handhaltung
Federhalter mit einer Spitzfeder werden zwischen Daumen und Zeigefinger positioniert, der Mittelfinger dient als Stütze von unten. Der kleine Finger und der Ringfinger dienen als Auflage auf dem Blatt. So gelingt dir ein gleichmäßiger Druck, den du perfekt kontrollieren kannst.
Handhaltung bei der Bandzugfeder
Traditionell wird eine Bandzugfeder zwischen Daumen und Mittelfinger gehalten, Der Ringfinger stabilisiert den Federhalter von oben. Der kleine Finger ist der Abstandshalter zum Schreibpapier.
Schönschrift-Füller richtig halten
Schönschrift-Füller werden wie normale Füller gehalten. Viele Modelle haben Griffmulden, die eine richtige Platzierung der Finger unterstützen.
Kalligraphie für Anfänger- Anleitung
Arbeitsplatz vorbereiten
Für Rechtshänder gilt: alle benötigten Schreibutensilien und auch das Tintenfass sollten gut erreichbar auf der rechten Seite des Arbeitsplatzes eingerichtet werden. Bist du Linkshänder positionierst du alles auf der linken Seite. Eine leicht geneigte Arbeitsfläche oder Zeichenbrett kann für viele ratsam sein. Als Unterlage sollte ein Klemmbrett mit mehreren Blättern Papier benutzt werden.
Für die Kalligraphie benötigst du viel Spielraum für deinen Arm. Die Schwünge kommen bei dieser Form des Schreibens nicht allein aus dem Handgelenk. Schaffe dir also Bewegungsfreiheit. Um Rückenproblemen und Verkrampfungen im Hand-Arm-Schulterbereich vorzubeugen sorge für eine aufrechte bequeme Sitzposition.
Feder vorbereiten
Eine neue Feder besitzt einen Ölüberzug, dieser schützt sie vor Rost. Dieses Öl bewirkt aber auch, dass Tinte an der Feder nicht haftet. Deshalb ist es notwendig, vor der ersten Benutzung, die Feder mit Seife oder Reinigungsalkohol gründlich abzuwaschen. Alternativ kann sie auch für eine Viertelstunde in eine Kartoffel gesteckt werden und danach abgespült werden. Gut getrocknet ist sie nun einsatzbereit.
Erste Übungen mit dem Kalligraphie-Schreibwerkzeug
Bevor du den Federhalter in die Hand nimmst wärme deine Finger auf. Mit kalten Fingern schreibt es sich nur mäßig gut. Die Grundübungen für jeden Kalligraphie-Anfänger sollten aus einfachen Strich- und Schwungübungen bestehen. Der Federhalter wird immer in einem 45° Winkel zum Blatt gehalten.
Zuerst solltest du lernen Abstriche (von oben nach unten) mit etwas mehr Druck und Aufstriche (von unten nach oben) mit fast keinem Druck zu ziehen. Beherrschst du diese Übung, kannst du dich an die ersten Wellenbewegungen wagen. Mit den Wellen-Übungen lernst du den Druck in einer fließenden Bewegung zu variieren um ein gleichmäßiges Bild zu erreichen.
Hast du dich ausreichend mit den Grundtechniken vertraut gemacht, geht es daran die ersten Buchstaben zu schreiben. Hierfür findest du im Internet vielfältige Buchstaben-Vorlagen, Schriftmuster und Übungsblätter.
Sei an diesem Punkt geduldig! Übe jeden Buchstaben, wie damals in der Schule und schreibe ihn viele Male, bis er dir perfekt genug erscheint. Erst wenn dir alle Buchstaben wirklich leicht von der Hand gehen solltest du dich an den nächsten Schritt wagen.
Das Verbinden der Buchstaben ist eine der größten Herausforderungen der modernen Kalligraphie. Hier gilt es auf fließende Übergänge und regelmäßige Abstände zu achten. Auch dies muss immer und immer wieder geübt werden bis man ein gutes Gefühl dafür entwickelt hat. Zum Üben der Buchstaben und Schriftzüge lohnt es sich auf Übungsbögen zurück zu greifen. Auf diesen sind Hilfslinien aufgezeichnet, die dich darin unterstützen die richtigen Proportionen und die korrekte Schräglage der Buchstaben zu finden.
Kalligraphie ABC – Das Alphabet
Um Kalligraphie-Schriften zu lernen benötigt man Vorlagen, die solange exakt reproduziert werden bis Vorlage und Abschrift haargenau übereinstimmen. Dazu ist es wichtig, nicht nur die Striche und Linienstärken genau zu studieren, sondern auch die Reihenfolge der Strichführung zu beachten.
Auf zwei Arten kann man sich die Buchstaben des Kalligraphie- Alphabets aneignen:
- Abpausen: Diese Methode verhindert am besten, dass sich Fehler einschleichen. Durch das direkte Abmalen der Buchstaben von einer untergelegten Vorlage fallen dir Abweichungen sofort auf. Die Buchstaben des Alphabets sollten solange abgepaust werden bis du die Bewegungsabläufe verinnerlicht hast.
- Nachkonstruieren: Als Vorlagen dienen Bücher, Urkunden oder Schilder auf denen die gewünschte Schrift zu sehen ist. Wer sich mittels Konstruktion das Kalligraphie-Alphabet beibringen möchte muss nun die einzelnen Buchstaben sehr genau studieren und in allen Details rekonstruieren. Dies erfordert einiges an Arbeit und Fehler schleichen sich leicht ein.
Kalligraphie Vorlagen
Kalligraphie-Vorlagen gibt es für jeden Übungsstand. Ob einfache Schwungübungen, einzelne Buchstaben oder komplette Schriftzüge. Die Vorlagen werden unter das leicht transparente Schreibpapier gelegt. Ein ungewolltes Verrutschen kannst du verhindern, indem du die Vorlage an deinem Schreibtisch mit Tesafilm festklebst.
Neben diesen Schreib-Vorlagen kommen auch sehr häufig Übungsbögen zum Einsatz. Auf diesen ist ein Raster aus verschiedenen Linien aufgedruckt. Diese Hilfslinien sorgen dafür deinen Buchstaben die richtigen Größenverhältnisse zu geben, nur so kann das Schriftbild gleichmäßig wirken. Das Raster eines Übungsbogens besteht aus mehreren waagerechten Linien. Die Grundlinie, hier sitzen alle deine Buchstaben auf. An der Linie direkt über der Grundlinie (x-Linie) enden alle kleinen Buchstaben. Die oberste Linie bezeichnet den Endpunkt für alle Großbuchstaben.
Zwischen der obersten und der x-Linie befindet sich noch eine weitere k-Linie. Im gleichen Abstand, aber unterhalb der Grundlinie, siehst du die p-Linie bezeichnet. An der p und k- Linie enden ausragende Ober-bzw. Unterlängen, wie das kleine t,l oder p,q,y. Die im Raster eingezeichneten schrägen Linien, geben dir Orientierung für den korrekten Neigungswinkel deiner Buchstaben.
Kalligraphie Schriften
Für die Kalligraphie gibt es verschiedene Schriftarten. Beispielsweise die Gotisch Textur, Copperplate, Fraktur und die Kurrent Schrift. In jeder Schriftart haben die Buchstaben ihr ganz eigenes Aussehen und es sind unterschiedliche Materialien notwendig um die Schriftarten korrekt schreiben zu können. Am Anfang sollte man sich auf eine Schriftart festlegen, die man erlernen möchte. Beherrschst du diese Schrift kannst du dich auch anderen zuwenden.
Copperplate
Diese Schrift hat sehr viele filigrane Schnörkel. Deshalb ist eine sehr genaue Strichführung, die strengen Regeln unterliegt notwendig. Dicke Abstriche und dünne Aufstriche erzeugen in Kombination ein elegantes Schriftbild. Benutzt wird eine Spitzfeder um diese Schrift auf das Papier zu bringen. Da das Schriftbild in Copperplate schon durch kleinste Fehler gestört wird, eignet sich diese Schriftart nicht für Anfänger.
Gotisch Textur und Fraktur
Diese beiden Schriften werden häufig mit den typischen Kalligraphie-Schriften des Mittelalters verbunden. Es sind sehr viele Federstriche nötig um die feinen Verzierungen, insbesondere der großen Buchstaben, zu zeichnen.
Fragen und Antworten
Wie lerne ich Kalligraphie?
Um Kalligraphie zu lernen benötigst du keine besonderen Vorkenntnisse. Grundsätzlich kann jeder, der Freude an schöner Schrift hat mit dem Hobby starten. Zugegebener Maßen solltest du aber etwas Geduld mitbringen, denn um ein wirklich schönes Schriftbild zu erreichen musst du viel üben. Erlernen kannst du die Kaligraphie allein zu Hause oder auch in Gruppen bei einem Kalligraphie-Lehrer.
Lernen im Kurs
Inzwischen ist Kalligraphie ein beliebtes Hobby geworden. So ist es nicht verwunderlich, dass auch Workshops und Kurse zu diesem Thema wie Pilze aus dem Boden schießen. Möchtest du also in einer Gruppe bei einem erfahrenen Kalligraphen das Handwerk lernen findest du sicherlich in deiner Nähe ein passendes Angebot. Sollte es tatsächlich in deiner Nähe keine Möglichkeit geben an einem Kurs teilzunehmen, wirst du sicherlich im Internet fündig. Auch hier gibt es eine Vielzahl an Onlinekursen zum Thema Kalligraphie. Der Vorteil von Onlinekursen besteht darin, dass du dir die Unterrichtseinheiten mehrmals ansehen kannst. Darüber hinaus gibt es häufig zusätzlichen und längerfristigen Austausch der Teilnehmer in Foren oder Social media Gruppen.
Denke daran: auch ein professioneller Kalligraphie-Kurs wird dir das eigenständige Üben nicht ersetzen!
Lernen im Selbststudium
Wer sich die Kalligraphie im Selbststudium beibringen möchte, braucht sicher mehr Disziplin und Geduld, kann dies aber mit guter Lektüre und einschlägigen Videos sehr gut bewältigen.
Den Autodidakten unter euch möchten wir ein paar Tipps zum Selbststudium an die Hand geben:
- Um das Material und die Zeitinvestition überschaubar zu halten, lege dich zuerst auf eine Schriftart fest die du erlernen möchtest
- Erkundige dich, welche Feder für deine auserwählte Schrift geeignet ist und lege dir entsprechendes Material zu
- Bücher sind großartig und hilfreich, aber die Details erkennst du besser in Videos
- Nutze Übungsbögen! Diese sind für die verschiedenen Stadien des Könnens erhältlich, angefangen bei Strich-und Schwungübungen, über Alphabete bis hin zu Übungsbögen mit Hilfslinien ist für jeden Übungsstand ein passendes Hilfsmittel im Angebot
- Zeichne dir Buchstaben und Schriftzüge mit einem weichen Bleistift vor. Das Radieren nach dem trocknen der Tinte ist kein Problem. Zeichentusche ist radierbeständig.
- Ob die Beschriftung des Geschenkanhängers oder das Beschreiben der Grußkarte: Nutze jede Gelegenheit, die dir der Alltag bietet um zu Üben!
Wie reinige ich meine Kalligraphie Utensilien?
Tinte ist nach dem Trocknen wasserfest, deshalb solltest du direkt nach der Benutzung die Feder mit klarem Wasser ausspülen. Trockne die Feder danach sehr gut ab, damit sie nicht rostet. Vermeide es die Feder samt Federhalter unter den Wasserhahn zu halten, Wasser könnt in den Globus des Federhalters eindringen und dort zu Rost führen. Der Federhalter selbst sollte ebenfalls mit einem feuchten Lappen von Tintenresten befreit werden und gut abgetrocknet werden. Gerade Modelle aus Holz mögen Feuchtigkeit auf Dauer nicht. Das Tintenfass sollte nur in fest verschlossenem Zustand aufbewahrt werden um einem Austrocknen vorzubeugen.
Tipps und Tricks für die ersten Kalligraphie- Versuche:
- Drücke nicht zu stark mit der Feder auf, sie könnte hängen bleiben und Kleckse verursachen
- Ein Aufstrich sollte immer ohne Druck geschrieben werden
- Klumpende Tusche muss unter Umständen leicht verdünnt werden, benutze dazu unbedingt eine Pipette
- Unregelmäßigkeiten im Schriftbild können auch von klumpender Tinte an der Feder kommen, reinige die Feder zwischendurch mit klarem Wasser und einem fusselfreien Lappen
- Aufstriche und Abstriche sollten parallel zueinander stehen
- Ober-und Unterlängen sollten gleichmäßig sein
- Alle Buchstaben sitzen auf der Grundlinie
- Achte auf einen gleichmäßigen Abstand zwischen den Buchstaben
- Mit gewissen Stilelementen kann man schöne Effekte erzielen, zu viele unterschiedliche stören jedoch die Harmonie des Schriftbildes
Kreative Ideen für die Kalligraphie
Natürlich ist es Ziel eines jeden Kalligraphiebegeisterten ganze Sprüche, Gedichte, Zitate, Urkunden oder Einladungskarten mit der gelernten Schönschrift zu gestalten. Darüber hinaus gibt es jedoch viele kleine Ideen, bei denen die Kalligraphie einfließen kann. Wie wäre es beispielsweise Geschenkanhänger, Namensschilder, kleine Grußbotschaften oder einfache Etiketten mit Kalligraphie zu versehen. Dem Beschenkten, dem Leser und dem Kalligraphen selbst wird es sicherlich große Freude machen, diese schöne Kunst in den kleinen Dingen des Alltags wiederzufinden.
Wir hoffen, dir mit unserem Artikel ein wenig Lust auf das Hobby der Kalligraphie gemacht zu haben.
Matthew Matthysen ist multidisziplinärer Künstler. Er schloss sein Kunststudium mit den Schwerpunkten Kunstgeschichte und zeitgenössisches Zeichnen an der University of Witwatersrand in Südafrika ab. Der Schwerpunkt seiner Arbeit lag auf der Erforschung der philosophischen Auswirkungen des Makro- und Mikrouniversums auf die menschliche Erfahrung. Durch verschiedene Medien, wie z.B. schriftliche und praktische Komponenten, erforscht Matthew verschiedene Ideen, die sich im Grenzbereich zwischen Wissenschaft und Philosophie befinden.
Matthew hat vor und während seines Studienjahres verschiedene Ausstellungen organisiert und tut dies auch weiterhin. Derzeit arbeitet er als Künstler und Schriftsteller in verschiedenen Kontexten. Er arbeitet an verschiedenen Serien und verkauft diese an Galerien und Sammler. Derzeit arbeitet er mit der Online-Galerie Artgazette zusammen und fertigt weiterhin Arbeiten für den öffentlichen und privaten Sektor an. Matthew erstellt für malen-lernen.org die Zeichen- und Malanleitungen. Erfahre mehr über Matthew Matthysen.