fauvismus

Der Fauvismus – Die wohl kürzeste Kunstepoche der Malerei

Zu Beginn des 20. Jahrhunderts nahm eine neue Kunstrichtung Gestalt an: Der Fauvismus. Wir zeigen dir hier, wer diese Stilrichtung geprägt hat, wie diese entstanden ist und weshalb die Bewegung der «Fauves» nur rund drei Jahre anhielt.

 

 

Was ist der Fauvismus?

 

Fauvismus Merkmale

Der Fauvismus ist eine Stilrichtung der klassischen Moderne in der Malerei, welche sich durch intensive Farben und eine Herangehensweise mit groben Strichen und stark vereinfachter Darstellung auszeichnet. Der Wegbereiter des Fauvismus war der Impressionismus. Geprägt haben diesen neuen Ansatz in der Malerei die französischen Künstler Henri Matisse und André Derain.

Die folgenden Merkmale prägen diese Stilrichtung:

  • Dicke, wilde Pinselstriche
  • Farbgebung
  • Vereinfachte Formen
  • Motive

 

Dicke, wilde Pinselstriche

Ziel war es nicht, ein möglichst realistisches Bild zu malen. Es dominieren dicke, wilde Pinselstriche und die Reduktion auf das Wesentliche.

 

Farbgebung

Die Verwendung von Farben war ganz anders als bei anderen Stilrichtungen. Diese stand im Zentrum des künstlerischen Schaffens. Zwar wurden auch Ölfarben eingesetzt, diese wurden jedoch oft direkt aus der Farbtube auf die Leinwand aufgebracht. Farbmischungen wurden mit Pinselstrichen verschiedener reinen Farben realisiert. Es wurden kaum Farben vor dem eigentlichen Malprozess vermischt. Es herrschen vor allem reine, leuchtende Farben vor. Nur ganz wenige Maler haben auch gedeckte Töne verwendet.

Die Farben wurden zudem ganz anders eingesetzt als zu dieser Zeit üblich: So war Wasser plötzlich grün und Wiesen blau.

 

Vereinfachte Formen

Die Realität stand beim Fauvismus nicht mehr im Vordergrund, ganz im Gegensatz zum Impressionismus. Die Szenerien lebten vor allem von den Farben und nicht von realistischer Abbildung.

 

Motive

Die Sujets waren zahlreich. Von Aktmalerei, Portraits über Gegenstände war alles vertreten. Trotzdem lässt sich der Schwerpunkt von Naturszenen festhalten. Vor allem die Landschaften von Südfrankreich inspirierte die Maler. Insbesondere die Leuchtkraft der dortigen Landschaften haben es Derain oder Matisse angetan.

fauvismusHarbor of Collioure by Hubertine Heijermans [Public Domain] (Titelbild)

 

Namensgebung

Der Name Fauvismus hat seinen Ursprung im französischen Wort „fauves“ – Bestien. Entstanden ist dieser Ausdruck in Zusammenhang mit der Stilrichtung 1905 an einer Ausstellung in Paris. Dort stellte eine Gruppe von Künstlern ihre Gemälde aus. Zwischen den aufgehängten Bildern stand eine Büste des Künstlers Albert Marque.

Der Kunstkritiker Louis Vauxcelles, welcher die Ausstellung besuchte, sagte, dass die schöne Büste inmitten von Fauves – wilden Bestien stehe. Dies wurde in einen Zeitungsartikel aufgenommen, wodurch die Fauves entstanden. Die Künstler sahen sich zu dieser Zeit nicht als verschworene Gruppe, die einen neuen Kunststil entwickelten. Vielmehr verwahrten sie sich dagegen, als Fauves bezeichnet zu werden und wollten vielmehr als Individue wahrgenommen werden.

 

 

Geschichte des Fauvismus

Die Geschichte der Fauves ist so intensiv wie kurz. Hier findest du kompakt die Geschichte von den Anfängen bis zum Ende.

 

1904 – Die Vorläufer

Die Maler der Fauve-Bewegung waren zum Zeitpunkt der Entstehung des Fauvismus zwischen 20 – 30 Jahre alt und in einer Zeit geboren, die sehr stürmisch war. Die Niederlage gegen Deutschland war noch sehr frisch, Paris erschüttert. Alle Maler dieser Zeit wuchsen in armen Verhältnissen auf, was wohl in Kombination mit den vielen politischen Querelen einen nicht unbedeutenden Einfluss auf das kreative Schaffen hatte. Die Bewegung rund um Henri Matisse nahm 1904 seinen anfang. Dieser verbringt den Sommer mit Paul Signac, der ihn in den Neoimpressionismus einführt. Vor allem die Verwendung der Farben begeisterte Matisse, die er seinem Freund André Derain vermittelt. Von da an verselbständigte sich das Ganze.

 

1905 – Die Geburt des Fauvismus

Erstmals stellten alle damaligen Fauvismus-Künstler 1905 am Herbstsalon gemein aus. Dies war auch der Startschuss für viele gemeinsame weitere Ausstellungen. Obwohl die Maler Kritik einstecken mussten und grösstenteils auf Abneigung gestossen sind, wurden doch einige Kunsthändler und Sammler auf diese neue Stilrichtung aufmerksam. Sie erkannten das Potential.

 

1906 – Die Fauves auf dem Zenit

Weitere Künstler wie Raoul Dufy, Othon Friesz und Georges Braque wurden durch die neue Stilrichtung inspiriert und trugen ihrerseits Werke dazu bei. So fanden bereits 1906 Ausstellungen zusammen mit der alten Garde der Fauves statt. Der Höhepunkt war der Herbstsalon in Paris.

 

1907 – Das Ende der Fauves

Die Künstler des Fauvismus entwickelten sich bereits 1906 in verschiedene Richtungen weiter. Matisse setzte seinen Fokus auf den flächigen Einsatz von Farbe und Umrissen. Braque seinerseits war einer Wegbereiter des aus dem Fauvismus hervorgehenden Kubismus. Die Gruppe der Fauves zerfiel deshalb bereits 1907 in verschiedene Lager, wobei vor allem der Kubismus grossen Zuspruch fand. Die Fauves wendeten sich zwar neuen Stilrichtungen zu, die Kunstrichtung jedoch inspirierte auch in den folgenden Jahrzehnten immer wieder neue Generationen von Künstlern.

 

 

Wichtige Personen im Fauvismus

 

Gustave Moreau

Gustave Moreau war ein Maler und passionierter Lehrer. Er unterrichtete an der École des Beaux-Arts in Paris. Was Moreau auszeichnete, war seine Leidenschaft für die Vermittlung von Wissen. Er nahm sich sehr viel Zeit für seine Schüler, hörte zu und diskutierte mit ihnen. Moreau ermunterte stets alle, die eigene Individualität und Stil zu entwickeln. Entsprechend zog er vor allem Schüler an, die Querdenker waren und auf der Suche nach mehr als dem Althergebrachten waren. Der Einfluss und die Motivation von Gustave Moreau wurde von den Fauves immer wieder gerühmt und kann deshalb rückblickend nicht hoch genug bewertet werden.

 

Henri Matisse

Kein Maler wird so oft im Zusammenhang mit dem Fauvismus genannt wie Henri Matisse. Er war ebenfalls ein Schüler Moreaus und fand später Pissaro als Fürsprecher und Unterstützung. Er begann um 1900 immer mehr, simpler zu malen und mit mehr Farben. Er war in der Kunstszene äusserst umstritten. Vor allem die Kunstkritiker sahen in seiner Kunst ein Ärgernis.

 

André Derain

André Derain wird häufig in einem Atemzug mit Matisse genannt. Diesen lernte er 1900 kennen, worauf sie sich anfreundeten. Ein gemeinsam verbrachter künstlerischer Sommer 1905 war der Schlüssel zur Entwicklung des fauvistischen Stils. Derain pflegte zwei verschiedene Stile: Einmal den Direkten mit der Farbe im Vordergrund und einmal einen dynamischen Stil mit mehr Form. André Derain war auch massgeblich am Kubismus beteiligt.

 

 

Fauvismus Künstler

Die folgenden Künstler haben die Stilrichtung des Fauvismus massgeblich mitgeprägt:

  • Henri Matisse
  • André Derain
  • Othon Friesz
  • Albert Marquet
  • Louis Valtat
  • Henri Manguin
  • Charles Camoin
  • Jean Puy
  • Maurice de Vlaminck
  • Kees van Dongen

Sie alle wurden Fauves genannt, wogegen sie sich stets verwehrten.

 

 

Einflüsse und was danach geschah

Nach der Abkehr der meisten Fauves zum Kubismus war die Kunstrichtung des Fauvismus noch nicht am Ende. Insbesondere in Ungarn, Spanien und Belgien wurden bekannte Künstler wie Malevitch oder Kandinsky davon inspiriert. Diese Künstler waren dann auch Vorreiter für die abstrakte Malerei.

kubismus kunst
Juan Gris [Public domain]

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du Plessis, A. (2019, 27 April). Der Fauvismus – Die wohl kürzeste Kunstepoche der Malerei. Dein Ratgeber rund ums Malen und Zeichnen. https://malen-lernen.org/fauvismus-merkmale-kuenstler/

Alicia, du Plessis, “Der Fauvismus – Die wohl kürzeste Kunstepoche der Malerei.” Dein Ratgeber rund ums Malen und Zeichnen. April 27, 2019. URL: https://malen-lernen.org/fauvismus-merkmale-kuenstler/

du Plessis, Alicia. “Der Fauvismus – Die wohl kürzeste Kunstepoche der Malerei.” Dein Ratgeber rund ums Malen und Zeichnen, April 27, 2019. https://malen-lernen.org/fauvismus-merkmale-kuenstler/.

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